Robert C.
Die Schiffsschraube eines Motorbootes verletzte Robert C. tödlich
Dieser Bericht beschreibt das Geschehen an jenem verhängnisvollen Tag an welchem Robert C. - ein junger, sportlicher Mann von 30 Jahren und voller Lebensfreude- in der Dominikanischen Republik am Strand der wunderschönen Insel Saona beim Schnorcheln von einem Motorboot überfahren wurde.
Und er beschreibt wie der verantwortliche Reiseveranstalter sich anschließend verhalten hat. Diese Information ist vielleicht für jene - hoffentlich geringe – Zahl von Personen hilfreich, die ebenfalls als Betroffene oder Angehörige Opfer von schlimmen Unfällen im Urlaub geworden sind.
Und nicht zuletzt ist der Bericht dem Gedenken an Robert C. gewidmet.
Robert C. und seine Schwester buchten über den Reiseveranstalter „ITS Billa Reisen“, eine österreichische Tochtergesellschaft der REWE Touristik GmbH Köln, einen 14-tägigen Urlaub (07.09.-21.09.2008) in die Dominikanische Republik. In dem kleinen pulsierenden Ort Cabarete - nicht weit von der Provinzhauptstadt Puerto Plata im Norden der Dominikanischen Republik – wohnten sie im Hotel „Viva Wyndham Tangerine“.
Am Tag nach ihrer Ankunft wurde von der lokalen REWE Touristik Reiseleitung eine kleine Informationsveranstaltung für Neuankömmlinge abgehalten. Wenigstens 6 Personen waren anwesend. Unter den auf dieser Veranstaltung angebotenen Ausflügen befand sich auch der Ausflug zu der Trauminsel Saona. Da man zu dieser im Süden der Dominikanischen Republik gelegenen Insel mit einem kleinen Flugzeug fliegen müsse, sei die Anzahl der Teilnehmer begrenzt, wurde erklärt. Aus diesem Grund – und natürlich weil der Strand der Insel Saona auf den vorliegenden Unterlagen so wunderschön aussah – haben die Geschwister diesen Ausflug gleich am ersten Tag gebucht.
Robert am Strand von Cabarete beim Fußball mit anderen Touristen.
Der Ausflug fand am 16. September 2008 statt. Ca. 14 Personen nahmen teil. Es war die Firma „GO Caribic S.A.“ aus Puerto Plata, die den Ausflug durchführte. Am Morgen des Ausflugstages wurden Robert C. und seine Schwester – zusammen mit Touristen aus 2 bis 3 benachbarten Hotels, die ebenfalls diesen Ausflug gebucht hatten – von einem Bus abgeholt und zu einem kleinen Flughafen gebracht. Anschließend flog die Gruppe unter Führung des von der Firma „Go Caribic S.A.“ kommenden Ausflugsleiters in den Süden der Dominikanischen Republik, besuchte ein verlassenes Künstlerdorf und setzte danach mit einem Schnellboot, einem sogenannten „Speedboot“ mit zwei Außenbordmotoren, über zum Strand der Insel Saona. Am Strand war alles ruhig und im Wasser war niemand als das Boot langsam ans Ufer glitt. Man hatte sich verspätet und es war schon längst Mittagszeit, ca. 13:15 Uhr, als das Boot ankam. Die Touristen von anderen Ausflugsunternehmen genossen um diese Zeit ihr Picknick am Strand und die Ausflügler von „GO Caribic S.A.“ gesellten sich dazu. Im Anschluss an das Picknick gab es für die Ausflugsteilnehmer freie Zeit zum Schwimmen, Schnorcheln oder Sonnenbaden. Um 14:45 Uhr wollte man sich wieder am Strand treffen, um mit einem großen Katamaran zurück zum Festland zu fahren.
Robert noch am Morgen des 16.09.2008 nach Ankunft der Ausflugsgruppe im Süden der Dominikanischen Republik. Also am Morgen des verhängnisvollen Tages an dem am Nachmittag der tödliche Unfall geschah.
Das Wetter war herrlich und die Stimmung in der Gruppe gut.
Robert liebte den Sport und die körperliche Bewegung. Seit seinem 6ten Lebensjahr spielte er Fußball. Und genauso wichtig wie der Sport war ihm dabei die Kameradschaft im Team. Weitere Sportarten kamen später hinzu. Seine Freunde waren für ihn ein wesentlicher Teil in seinem Leben und das Gleiche galt für seine Familie. Mit seinen Freunden wurde so oft es ging gemeinsam etwas unternommen. Robert war ein Mensch voller Lebensfreude und Zuversicht. Das meiste war ihm leicht gefallen im Leben, alles war schön, zu schön….
Nach seinem Examen als Diplom-Kaufmann arbeitete Robert als Wirtschaftsprüfer bei KPMG. Im Sommer 2008 hatte er sich zur Steuerfachprüfung angemeldet. Vorher wollte er noch einmal 2 Wochen Urlaub machen unter der Sonne der Karibik.
Am Strand von Saona
Am Ausflugstag entschied sich Robert, am Badestrand von Saona zum Schnorcheln zu gehen. Der Ausflugsleiter begleitete ihn zuvor zu einem Verkaufsstand, wo er sich eine Schnorchel-Ausrüstung ausleihen konnte. Kurze Zeit danach kam Robert noch einmal kurz zu seiner Schwester zurück um ihr etwas Wechselgeld zu geben, welches er nicht mitnehmen wollte.
Wie vereinbart traf man sich ca. 14:45 Uhr am Strand. Schließlich wartete man nur noch auf Robert. Aber Robert kam nicht.
Motorboot am Strand von Saona
Während die übrigen Ausflugs-Teilnehmer zu dem wartenden Katamaran gebracht wurden, suchte Roberts Schwester zusammen mit dem Ausflugsleiter und dessen Freundin sowie mit 2 oder 3 weiteren Personen nach Robert. In einem „Speedboot“ fuhren sie langsam die Küste ab. Ungefähr um 17:30 Uhr fanden sie ihn. Er lag am Grunde des klaren türkisfarbenen Wassers in ca. 1 bis 2 Meter Tiefe. Als etwas später Angehörige der Marine mit einigen Helfern den Leichnam aus dem Wasser zogen stellte es sich heraus, ein Motorboot hatte Robert überfahren und tödlich verletzt. Der linke Arm fehlte ihm und er hatte mehrere Schnittverletzungen.
Die Küstenwache brachte den Leichnam in die Provinzstadt Higuey. Roberts Schwester weigerte sich mit den anderen Ausflugsteilnehmern zurück zum Flughafen zu fahren. Sie wollte in dem Ort bleiben, wo ihr Bruder von der Küstenwache zur Aufbewahrung hingebracht werden sollte. Sie hatte einen schweren Schock. Ein Ausflugsteilnehmer forderte den Ausflugsleiter auf, für ärztliche Betreuung zu sorgen. Andere Ausflugsteilnehmer schlossen sich dem an. Der Ausflugsleiter versprach es. Fakt ist, dass nichts dergleichen geschah, auch später nicht. Roberts Schwester sowie der Ausflugsleiter mit seiner Freundin übernachteten dann in Higuey in einem Hotel.
Dieser Ausflug beendete das viel versprechende Leben eines jungen Mannes.
Auf den schlimmsten Nachmittag ihres Lebens, folgte für Roberts Schwester die schlimmste Nacht ihres Lebens. Von ihrem Hotelzimmer in Higey aus- musste sie ihre Eltern über den Tod des Sohnes informieren.
Am nächsten Tag verbrachte Roberts Schwester zusammen mit dem Ausflugsleiter und dessen Freundin ca. 5 bis 6 Stunden auf der örtlichen Polizeistation, wo ein Protokoll über den Tod von Robert erstellt werden sollte. Die Polizei sprach nur Spanisch. Das Protokoll wurde in Spanisch verfasst und so war der einheimische Ausflugsleiter der direkte Gesprächspartner der Polizei. Als Roberts Schwester während der Erstellung des Berichtes informiert wurde, dass sie das Protokoll unterschreiben solle, bat sie darum, dass man es ihr ermögliche, Freunde in Deutschland anzurufen, die fließend Deutsch und Spanisch sprechen. Der Ausflugsleiter lehnte diese Bitte ab. Auf Grund dessen hat Roberts Schwester das Protokoll nicht unterschrieben.
Am Samstag, den 20.09.2008 flog Roberts Schwester - ohne ihren Bruder Robert - aus der Dominikanischen Republik zurück nach Deutschland.
Verzweiflung und Trauer herrschte bei Familie C. Von einem Tag auf den anderen hatte sich das Leben verändert. Und es würde auch nie mehr so sein wie es einmal war.
Robert hatte ein Appartement in München, nicht weit von KPMG, der Firma für die er als Wirtschaftsprüfer tätig war. Das Appartement war nicht weit entfernt von der Theresienwiese. Es kostete Familie C. unendliche Kraft, als sie sich auf der Fahrt dorthin im Schritttempo den Weg durch den Besucherstrom des Münchner Oktoberfestes bahnen musste. Auf Roberts Schreibtisch lag sein aufgeschlagener Kalender. Seine Einträge reichten bis in das nächste Jahr hinein, bis zum Beginn der Steuerfachprüfungen, für die er sich angemeldet hatte. Irgendwie hat Familie C. es dann doch geschafft, das Appartement zu räumen. Dazu mussten sie noch zweimal nach München fahren.
Auf dem Rechner seiner Eltern sind Roberts Dateien, Fotos und Mails erhalten geblieben. Und wenn Roberts Eltern beim Blättern in ihren Mails weiter zurückgehen so stoßen sie auf Roberts Mails wie „Hallo Mama“ und „Hi Papa“.....
Von Seiten des Reiseveranstalters meldete sich niemand bei Familie C. Es wurde nicht kondoliert, es gab nicht das kleinste Zeichen von Anteilnahme. Niemand nahm Kontakt zu Familie C. auf.
Ca. 2 ½ Monate nach dem Tod ihres Sohnes schrieb Familie C. einen Brief, den sie zugleich an die „GO Caribic S.A.“ in der Dominikanischen Republik und an die Konzernzentrale der REWE Touristik in Köln versandte, denn Familie C. hatte festgestellt, dass die Firma „GO Caribic S.A.“ aus Puerto Plata eine 100-prozentige Tochter der REWE Touristik GmbH Köln war. Die Hoffnung des Reiseveranstalters, dass sich das Thema von selbst erledigen würde – nämlich dann, wenn die mit ihrem Schmerz beschäftigten Angehörigen sich nicht melden – hatte sich zerschlagen. Nun war REWE Touristik genötigt zu reagieren. Wer sich dann seitens der REWE Touristik GmbH telefonisch bei Familie C. meldete war, der Geschäftsführer der REWE Austria Touristik GmbH. Der Reiseveranstalter „ITS Billa Reisen“, über den die Reise gebucht worden war, ist eines der beiden Pauschaltouristik-Unternehmen von REWE Austria Touristik. Schon der erste Kontakt mit dem REWE Touristik Konzern war für Familie C. deprimierend. Im Telefongespräch erklärte der Geschäftsführer hastig, dass er erstaunt sei über diesen Unfall. Er dachte Robert C. sei ertrunken. Ihm sei aus der Karibik nichts anderes gemeldet worden. Das war eine Lüge und als solche eine Beleidigung für die Familie C. Der furchtbare Unfall hatte – zumindest offiziell – nicht einmal stattgefunden.
Die Recherchen von Familie C. ergaben:
Schon am Ende jenes schlimmen Nachmittages am Strand von Saona, als der Katamaran mit den übrigen Ausflugsteilnehmern an Bord zum Festland zurückkehrte, erfuhren die Ausflugsteilnehmer von der Besatzung des Katamarans (die mit der Küstenwache in Verbindung stand), dass der Betreffende nach dem gesucht wurde, tot sei, ihm ein Arm fehle und ein Motorboot ihn überfahren habe. Diese Fakten kannte natürlich auch der zur REWE Touristik Gruppe gehörende Destination Manager Puerto Plata / Samana, der in den darauf folgenden Tagen für die verantwortlichen REWE Touristik Manager in Europa einen Bericht abfassen musste. Was ja wohl auch selbstverständlich ist.
Als am Tag nach dem schrecklichen Unglück einer der Ausflugsteilnehmer - der in einem anderen Hotel als Robert und seine Schwester untergebracht war - seine ebenfalls dem REWE Touristik Konzern angehörende Reiseleiterin auf den tödlichen Unfall ansprach, erklärte diese: "Was Sie gehört haben ist alles Quatsch, der junge Mann ist zu weit raus geschwommen und ertrunken!“ Erstaunlich wie die REWE Touristik GmbH für den tödlichen Unfall eines ihr anvertrauten Touristen – wider besseres Wissen – flugs eine weder ihr Image schädigende noch die übrigen Touristen beunruhigende Sprachregelung gefunden hat. Und so ist es wohl nur konsequent, wenn der Geschäftsführer von „ITS Billa Reisen“ 2 ½ Monate nach dem tödlichen Unfall bei seinem ersten Kontakt mit Herrn C. immer noch vorgibt, er hätte die ganze Zeit noch geglaubt Robert C. sei ertrunken!
Während Schmerz und Verzweiflung jetzt das Leben von Familie C. bestimmten, versuchte sie der quälenden Frage nachzugehen: Wie konnte dieses Unglück passieren? Und so gingen die erstaunlichen Erkenntnisse, die Familie C. auf Grund ihrer eigenen Nachforschungen machte, weiter.
Bei dem Ausflug, den die REWE Touristik Tochterfirma „GO Caribic S.A.“ aus Puerto Plata durchführte, handelte es sich um eine geführte Tour!
Höhepunkt der Tour war dieser Besuch der wunderschönen Insel Saona mit dem mittäglichem Picknick und der Möglichkeit dort am Strand anschließend zu baden und zu schnorcheln.
Zum Thema Badezonen und Motorboote schreibt die deutsche Lebensrettungsgesellschaft (DLRG, größte Wasserrettungsorganisation der Welt):
"Badezonen sind durch Bojen-Ketten klar abgegrenzt. In diesem Bereich hat der Wassersport und vor allem motorgetriebene Fahrzeuge nichts verloren."
Die Recherchen von Familie C. ergaben, dass beides am Strand von Saona nicht gegeben war.
Die parallel zum Strand verlaufende - sowieso durch 2 Lücken unterbrochene – Bojen-Kette hörte nach links (wenn man vom Strand aufs Meer schaut) auf ohne sich zum Ufer hin zu schließen. Für Schwimmer und Schnorchler gab es zur linken Seite keine Begrenzung und neben den beiden schon erwähnten Lücken in der Bojen-Kette konnten auch hier Motorboote in den Badebereich einfahren. Motorboote konnten also von mehreren Seiten in einen Bereich einfahren, der für Schwimmer und Schnorchler freigegeben war!
Und es waren nicht nur die Ausflugsboote, die relativ weit rechts (wenn man vom Strand aufs Meer schaut) die Ausflügler am Strand absetzten, sondern es waren – wie Familie C. später feststellte – außerdem die Boote von Einheimischen, die dort verkehrten.
Regelrecht entsetzt war Familie C. als sie in gleich zwei Aussagen des 12-seitigen dominikanischen Polizeiprotokolls nahezu gleichlautend lesen musste ….dass schon mehrere Fälle wie dieser …. vorgekommen sind. Für Familie C. eine haarsträubende Aussage!
Warum hatte man nach solch schlimmen Ereignissen den Strand nicht sicherer gemacht?
Familie C. fordert:
Was in Deutschland und weiten Teilen Europas aus gutem Grund Sicherheitsstandard ist, muss auch für jene Badestrände gelten, an welche deutsche Reiseveranstalter oder ihre Tochtergesellschaften ihre Touristen auf geführten Touren bringen: Badezonen sind klar abzugrenzen, in diesem Bereich haben der Wassersport und vor allem motorgetriebene Fahrzeuge nichts verloren!
An dieser Stelle soll nicht unerwähnt bleiben, dass seitens REWE Touristik der Versuch gemacht wurde, die mangelhafte Begrenzung des Badebereiches zu vertuschen.
Groß war die Verblüffung von Familie C. als sie über den Anwalt von REWE Austria Touristik im Oktober 2009 – also ca. 1 Jahr nach dem tödlichen Unfall - eine Reihe von aktuell gemachten Luftaufnahmen des Strandes von Saona erhielt, die als Beweis einer sicheren Abgrenzung des für Schwimmen und Schnorcheln vorgesehenen Badebereiches dienen sollte. Dabei stellte sie fest, dass das, was auf den Fotos von REWE Austria Touristik zu sehen war, keinesfalls identisch war mit dem Zustand des betreffenden Strandes am 16.09.2008, dem Todestag ihres Sohnes! In Bezug auf den Zustand am Unglückstag eine – man muss das leider annehmen - bewusste Täuschung!
Auf Grund ihrer Nachforschungen konnte Familie C. diese Manipulation klar belegen. Familie C. hatte ihre Recherchen begonnen als sie im Kontakt mit dem REWE Touristik Konzern trotz wiederholter Schreiben feststellte, dass sie keinerlei Antworten auf ihre brennenden Fragen bekam. Familie C. hatte danach einen Rechtsanwalt eingeschaltet, sich über die deutsche Botschaft in Santo Domingo den 12-seitigen Polizeibericht über den Unfallhergang beschafft, diesen übersetzen lassen und dann versucht, Kontakt zu den Teilnehmern jenes tragischen Ausfluges zum Strand von Saona aufzunehmen, um diese befragen zu können. Was ein Kinderspiel an den Tagen nach dem Unfall gewesen wäre (sowohl für die Polizei als auch für REWE Touristik, wenn der Reiseveranstalter das nur gewollt hätte), da alle Ausflugsteilnehmer noch in der dominikanischen Republik in ihren Hotels zur Verfügung standen, wurde jetzt zu einer aufwendigen Recherche. Schließlich machte Familie C. die meisten Ausflugsteilnehmer ausfindig. Das Mitgefühl und die Kooperation der Ausflugsteilnehmer taten Familie C. gut. Neben relativ übereinstimmenden Berichten über den zeitlichen Ablauf des Aufenthaltes auf der Insel Saona konnte Familie C. sich auf Grund der Aussagen und Fotos der Ausflugsteilnehmer zusammen mit den Aussagen und Fotos ihrer Tochter ein recht klares Bild von den Verhältnissen am Strand von Saona machen, so wie sie am Unglückstag herrschten.
Nicht unerwähnt bleiben soll weiterhin, dass seitens REWE Touristik behauptet wurde, dass der Leichnam von Robert C. circa 400 bis 500 m außerhalb des Badebereiches gefunden worden sei. Auch hier konnte Familie C. klar belegen, dass dies nicht der Fall gewesen sein kann.
Bei ihrer Kontaktaufnahme zu REWE Touristik hatte Familie C. in keiner Weise die Absicht eine juristische Auseinandersetzung zu beginnen. Sonst hätte sie - nach dem ersten deprimierendem Kontakt nicht mehrfach versucht, sich in längeren Briefen mit Fragen zum Unfallgeschehen sowie mit Vorschlägen zur Verbesserung der Sicherheit an die Geschäftsführung von REWE Austria Touristik zu wenden.
Auch weiterhin wollte Familie C. eine Konfrontation in Form einer juristischen Auseinandersetzung vermeiden und suchte das persönliche Gespräch.
Die Bitte um ein persönliches Gespräch mit der Geschäftsführung der REWE Touristik Gruppe bildete daher einen Schwerpunkt im ersten Schreiben des Anwaltes von Familie C. an den Anwalt von REWE Austria Touristik vom 24.08.2012. Diese Bitte wurde ignoriert.
Auf Grund ihrer bisherigen Erfahrungen überlegte Familie C. jetzt doch, gegen den Reiseveranstalter zu klagen. Ein Besuch bei ihrem Anwalt sollte die Entscheidung bringen. Herr C. war zuversichtlich. Mit dem was Familie C. herausgefunden hatte, müsste man doch REWE Touristik bloßstellen und unglaubwürdig machen können. Man müsste doch gut aufgestellt sein hinsichtlich eines Prozesses.
So einfach würde das nicht werden, so ihr Anwalt. Was das „bloßstellen“ und „unglaubwürdig machen“ beträfe, so würde man im REWE Touristik Konzern schlicht zur Kenntnis nehmen, dass man sich geirrt hätte. Aber Familie C. müsse damit rechnen, dass es so weiterginge, auch mit falschen Beweisen und unwahren Behauptungen.
Der Anwalt erklärte Familie C., dass man mit einer Prozessdauer von 4 bis 5 Jahren rechnen müsse. Prozessausgang: Ungewiss.
Seit dem tödlichen Unfall ihres Sohnes waren zu diesem Zeitpunkt ca. 2 ½ Jahre vergangen.
Das Gespräch mit dem Anwalt hatte Familie C. deutlich gezeigt, was da im Falle eines Prozesses auf sie zukommen würde.
Es würden Jahre vergehen bis ein Urteil gefällt würde. Jahre voller Anspannung. Zur immer währenden Trauer würden Wechselbäder aus Hoffnung und Enttäuschung hinzukommen. Und bei eskalierenden Situationen von Gericht würden auch die Emotionen eskalieren, Emotionen wie Wut und Verbitterung.
Und es würden Jahre der Zumutungen werden.
Zumutungen seitens REWE Touristik in Form von Behauptungen, die – das hatte Familie C. inzwischen gelernt - weniger der Wahrheitsfindung dienten sondern dem eindeutigen Ziel, jegliches Verschulden oder Mitverschulden an diesem schlimmen Unfall von sich zu weisen und dem getöteten Touristen anzulasten.
Daher war es eine weitere große Sorge von Familie C., dass REWE Touristik im Rahmen eines solchen Prozesses bedenkenlos das Andenken ihres Sohnes beschädigen würde.
Und das alles 4 bis 5 Jahre oder länger! Familie C. war sich nicht sicher, ob sie das durchstehen würde. Während eines solchen Prozesses in welchem – nach den bisherigen Erfahrungen - hartnäckig von Detail zu Detail getäuscht, gelogen und gestritten wird, würde das, was vom Familienleben noch übrig geblieben ist, auf Jahre von diesem Prozessgeschehen bestimmt. Anders als beim Reiseveranstalter bei dem die Geschäftsführer den Prozess und damit das Thema an ihre Rechtsanwälte delegieren konnten, würde bei Familie C. das komplette Leben in den nächsten Jahren durch den Prozess geprägt werden. Mit all der damit verbundenen Anspannung und den damit verbundenen Emotionen.
Familie C. entschloss sich auf einen Rechtsstreit zu verzichten.
Die Geschäftsführer von REWE Touristik (es ist vielleicht wichtig zu wissen, dass der Geschäftsführer von REWE Austria Touristik ausdrücklich darauf hingewiesen hat, dass sein Handeln immer mit der Geschäftsführung der REWE Touristik GmbH in Köln abgestimmt ist. Aus diesem Grund wird bezüglich der verschiedenen Unternehmen des REWE Touristik Konzerns in diesem Artikel oft vereinfachend von REWE Touristik gesprochen), die das geschilderte Verhalten im Unglücksfall Robert C. zu verantworten haben, mögen den Verzicht auf Klage seitens Familie C. als „Sieg“ empfunden haben. Denn darauf lief alles hinaus, was REWE Touristik unternommen hat.
Die Geschäftsführung von REWE Touristik sollte sich aber vielleicht über eine Einschränkung im Klaren sein.
Den Rückzug von Familie C. als „Sieg“ empfinden, kann wirklich nur eine Geschäftsführung, die Anstand und Mitgefühl klar unterordnet unter den unbedingten Willen, ja keinen Fehler zuzugeben, sich ja keine juristische Blöße zu geben und unter allen Umständen jegliche Kosten zu vermeiden.
D.h. eine Geschäftsführung, für die nach wie vor ein Verhalten wie das Folgende als richtig gilt:
- das Schweigen nach dem furchtbaren Unfall,
- die Lüge bei Kontaktaufnahme,
- das Nicht-Eingehen auf drängende Fragen der Angehörigen,
- das Vorlegen von – bezüglich des Unglückstages – gefälschten Luftaufnahmen,
- die Ablehnung von persönlichen Gesprächen mit der betroffenen Familie,
- etc….
In diesem Zusammenhang nicht unerwähnt bleiben – so meint Herr C. - sollte auch das Verhalten der Vertretung der Dominikanischen Republik in Deutschland. Das heißt der Vertretung eines Landes, für das der Tourismus eine der wichtigsten Einnahmequellen darstellt.
Im September 2009 schrieb Familie C. einen Brief an den Botschafter der Dominikanischen Republik in Berlin. Sie bekam keine Antwort. Auch ein 2tes Schreiben, in welchem der Anwalt von Familie C. im Dezember 2009 noch einmal um die Beantwortung des ersten Schreibens bat, blieb unbeantwortet.
Drastischer kann die offizielle Vertretung eines immerhin in hohem Maße vom Tourismus profitierenden Landes ihr Desinteresse an einem solch schrecklichen Badeunfall nicht demonstrieren! So erspart man sich Arbeit und unangenehme Gespräche und vermeidet mit Forderungen konfrontiert zu werden, die Geld kosten könnten, wie z.B. verbesserte Sicherheitsmaßnahmen an den Stränden. Familie C. verzichtete darauf, die Botschaft ein drittes Mal anzuschreiben.
Schmalkalden, den 09.02.2013
In Zusammenarbeit mit Fam. C.
Evelyn Wagner